Erholungsflächen / Grünflächen
Erholungswirksame Grünflächen sind ein Baustein zur Einschätzung der Wohnbauflächenentwicklung. Die Herausforderung besteht in den unterschiedlichen Grünstrukturen in Stadt und ländlichen Kommunen sowie deren Bewertung im Rahmen der Feierabenderholung.
Allgemeine Beschreibung
Unter dem Begriff „versorgungswirksames Grün“ verstehen wir alle jene Flächen unterschiedlicher Landnutzungen und Funktionszuweisungen, die eine Grünversorgung der Bevölkerung sicherstellen. Bereits hier offenbart sich eine Aufteilung unterschiedlicher Ansätze und gleichzeitig eine besondere Problemstellung ländlicher Räume: wertet man bspw. die gesamte Grünlandfläche, so werden viele ländliche Siedlungen ausreichend versorgt sein. Auf der anderen Seite können Grünlandflächen entlang von Wegen sehr wohl einer „Feierabenderholung“ dienen – sei es bspw. als Strecke des Hundeauslaufs. Vor diesem Hintergrund wird ebenfalls die Erschließung der Flächen einbezogen – nicht im Sinne einer Erreichbarkeit, sondern im Kontext eines Wegenetzes (s. nachfolgender Teilindikator). Die Grenzen von Bundesländern sind für die Erholung im Wohnumfeld nicht von Belang: gerade Ortslagen wie Bad Düben, die sich in unmittelbarer Randlage Sachsens befinden, verdeutlichen diesen Sachverhalt. Um keine Randeffekte entstehen zu lassen, wird mangels Open-Data-Zugriffsmöglichkeit auf das Basis-Landschaftsmodell in den angrenzenden Bundesländern Sachsen-Anhalt und Brandenburg in Analogie das Landschaftsmodell 1:50.000 nach untenstehendem Muster angewandt. Für Thüringen findet ebenfalls das Basis-Landschaftsmodell Anwendung.
Methodik
Innerhalb des zusammenhängend bebauten Bereiches der Ortslage werden alle als versorgungswirksam eingestuften Flächen einbezogen. (Annahme: In der Siedlung sind die Flächen per se erschlossen.) Außerhalb des zusammenhängend bebauten Raumes werden als Datengrundlage für die Erschließungsachsen aufgrund mangelnder Unterscheidung im Basis-Landschaftsmodell die Wege aus OpenStreetMap genutzt:
- Pfade (track-alle Stufen)
- Dorf-Verbindungsstrassen (tertiary, unclassified)
- Wohngebietsstraßen
Alle versorgungswirksamen Flächen außerhalb des zusammenhängend bebauten Raumes, denen eine Erschließung angrenzt, werden einbezogen. Allerdings wird bei den folgenden Landnutzungen nur ein allseitiger 50m-Puffer um die Erschließungsachse in die Flächenbilanzierung aufgenommen, um eine Überpräsenz auszuschließen. Gestaltete Grünanlagen, wie beispielsweise Parks oder Friedhöfe gehen mit ihrer vollen Fläche ein.
Auf der folgenden Grafik wird dies modellhaft dargestellt. Der äußere gestrichelte Ring entspricht der 1000m Entfernung, die potenziell zu Fuß in Kürze erreichbar ist. Die dünnen grauen Linien und der darum liegende 50m Puffer entspricht den verkehrsarmen Wegen mit der angenommenen Wirkungsdistanz von Landschaftselementen. Gezählt werden die Bereiche, welche geeignete Landschaftselemente entlang verkehrsarmer Wege enthalten und die gestaltete Grünausstattung innerhalb der Siedlung (Grafik: TUD/Mary Meier):

Hauptindikator 1: Erreichbarkeit Erholungswirksamer Grün- und Freiflächen im Wohnumfeld
Methodik
Der Hauptindikator führt beide Teilindikatoren mit einer Bewertungsmatrix zusammen. Diese kombiniert die Einzelbewertungen der Teilindikatoren je Ortslage. Die Aggregation sieht folgende Regeln vor:
- Klasse „geringer Wert“: beide Teilindikatoren weisen einen geringen Wert bzw. Anteil auf
- Klasse „mittlerer Wert“: mindestens ein oder beide Teilindikatoren weisen einen mittleren Wert bzw. Anteil auf
- Klasse „hoher Wert“: mindestens ein oder beide Teilindikatoren weisen einen hohen Wert bzw. Anteil auf
Teilindikator 1: Grünaustattung im Umland der Siedlung
Außerhalb des zusammenhängend bebauten Bereiches der Ortslagen werden Landschaftselemente und ihre Erreichbarkeit bzw. Erlebbarkeit zur Einschätzung verwendet. Es wird bei diesem Teilindikator auf die Naturerholung fokussiert und davon ausgegangen, dass Menschen Wege zur Erholung nutzen, wenn in ihrem direkten Umfeld bestimmte Landschaftselemente und Biotoptypen vorkommen. Dazu werden als Datengrundlage für die Zugänglichkeit der Grünflächen folgende Wege aus OpenStreetMap genutzt:
- Pfade
- Dorf-Verbindungsstrassen
- Wohngebietsstraßen
Folgende Landnutzungsarten aus dem Digitalen Basis-Landschaftsmodell werden als erholungswirksam angesehen:
- Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen (41008)
- Erholungsfläche (4300)
- Grünanlage (4400)
- Siedlungsgrünfläche (4410)
- Park (4420)
- Friedhöfe (41009)
- Landwirtschaftsflächen (43001)
- Streuobstacker (1011)
- Grünland (1020)
- Streuobstwiese (1021)
- Kurzumtriebsplantage (1100)
- Wald (43002)
- Gehölzbestände (43003)
- Heiden (43004)
- „Unland“ (43007)
- Unbebaute Gewässerbegleitfläche (1120)
- Naturnahe Fläche (1300)
- Standgewässer (44006)
- Fließgewässer (44001)
Um keine Randeffekte abzubilden, wird auch auf Daten für die angrenzenden Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen zurückgegriffen.
Zusätzlich werden aus OpenStreetMap die Elemente aus „natural“ – welche Heiden, Tümpel, Dünen, Quellen, markante Einzelbäume etc. umfassen – angewendet. Hierbei wird sowohl auf die Flächendaten als auch auf Punktdaten zurückgegriffen. Bei Punktdaten erfolgt eine Pufferung um 2,5 m, was der Schwelle des Übergangs von der Punkt- zur Flächenkartierung entspricht. Die Flächenanteile der erholungswirksamen Landschaftsbestandteile werden summiert, wenn sie sich innerhalb eines 1.000 m Puffers von der Außengrenze der Ortslage befinden und wenn sie innerhalb eines Puffers von 50 m um einen ausgewählten Weg liegen.
Schwellenwerte und Klassifikation
- Klasse „geringer Anteil“: <= 5 %-Anteil versorgungswirksamer Grün- und Freiflächen außerhalb der Ortslagen an Gesamtfläche des Ortsteils
- Klasse „mittlerer Anteil“: 5 bis 25 %-Anteil versorgungswirksamer Grün- und Freiflächen außerhalb der Ortslagen an Gesamtfläche des Ortsteils
- Klasse „hoher Anteil“: über 25 %-Anteil versorgungswirksamer Grün- und Freiflächen außerhalb der Ortslagen an Gesamtfläche des Ortsteils
Teilindikator 2: Durchgrünungsgrad innerhalb der Siedlungen
Dieser Teilindikator berücksichtigt versorgungswirksame Grün- und Freiflächen innerhalb der Ortslagen. Im Digitalen Basis-Landschaftsmodell sind dies folgende Nutzungsarten:
- Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen (41008)
- Erholungsfläche (4300)
- Grünanlage (4400)
- Siedlungsgrünfläche (4410)
- Park (4420)
- Friedhöfe (41009)
Die Größen dieser Flächen werden pro Ortsteil addiert und durch die Anzahl der Einwohner des Ortsteils dividiert. Die kleinräumigen Einwohnerdaten werden von der Nexiga GmbH über die ArcGIS-Online Plattform von ESRI und zukünftig vom Demografiemonitoring Sachsen bezogen.
Schwellenwerte und Klassifikation
- Klasse „geringer Wert“: <= 25 qm² versorgungswirksame Grün- und Freifläche je Einwohner innerhalb der Ortslage
- Klasse „mittlerer Wert“: über 25 und bis 150 qm² versorgungswirksame Grün- und Freifläche je Einwohner innerhalb der Ortslage
- Klasse „hoher Wert“: > 150 qm² versorgungswirksame Grün- und Freifläche je Einwohner innerhalb der Ortslage
Aktueller Stand: 2023-07