Landnutzungswandel

Landschaften verändern sich kontinuierlich. Ein wesentlicher Indikator hierfür ist die von Menschen verursachte Veränderung der Landnutzung.

Allgemeine Beschreibung

Häufig wird in diesem Zusammenhang nur die Veränderung der Siedlungs- und Verkehrsfläche betrachtet. Nimmt diese zu, wird im populären Sprachgebrauch der Begriff „Landschaftsverbrauch“ verwendet. Aus fachlicher Perspektive ist diese Aussage aber nicht richtig. Denn Menschen verbrauchen Landschaft nicht, sondern verändern sie nur – positiv wie negativ.

Die Veränderung der Landnutzung kann sich sowohl auf den Naturhaushalt als auch auf die Wahrnehmung der Landschaft durch die Bewohner auswirken, sowohl positiv als auch negativ. Dies wirkt auf die Eigenart der Landschaft und damit darauf, wie sich Menschen mit ihr identifizieren. In der Planungsregion Leipzig-Westsachsen ist die Veränderungsdynamik der Landnutzung sehr unterschiedlich. Sie wird bisher nicht kontinuierlich erfasst.

Der Hauptindikator und seine Teilindikatoren werden auf den folgenden Maßstabsebenen abgebildet.

Karte Landnutzungswandel Landschaftseinheiten
Land­schafts­­ein­heiten
Karte Gemeinden
Gemeinden
Karte Landnutzungswandel Ortsteile
Ortsteile

Aggregation und Schwellenwerte

Für den Hauptindikator „Landnutzungswandel“ werden alle 4 Landnutzungstypen (Siedlungs- und Verkehrsfläche, Acker, Grünland, Wald) betrachtet und ihre Änderungen aufsummiert. Für die Teilindikatoren werden die einzelnen Landnutzungen einzeln bewertet.

Sobald in einer Zuordnungseinheit der summierte Änderungswert einer Landnutzung in Prozent pro Jahr den Wert von 5 % (1 % bei Teilindikatoren) gegenüber dem Vorjahreswert übersteigt, wird der Landnutzungswandel dieser administrativen Einheit als dynamisch eingestuft. Ab 25 % gilt er als besonders dynamisch. Dabei werden erst Änderungen von 10 Hektar (5 Hektar bei Teilindikatoren) gewertet, um damit in Flächen mit sehr geringem Wald- oder Grünlandanteil keine Dynamik aufgrund einzelner Änderungen, wie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, abzubilden.

Hinweis: Zahlenmäßig negative Entwicklungen (bspw. Grünlandverlust) und zahlenmäßig positive Entwicklungen (bspw. Anwachsen der Siedlungs- und Verkehrsfläche) egalisieren sich nicht! Gerechnet wird mit dem Betrag unabhängig vom Vorzeichen.

Teilindikator 1: Veränderung der Siedlungs- und Verkehrsfläche

Problem

Vergleicht man die Inanspruchnahme für neue Siedlungs- und Verkehrsflächen mit dem 30 ha-Ziel der Bundesregierung, verfehlten im Zeitraum 2008-2015 59 % bzw. 63 % der Städte und Gemeinden der Planungsregion das Ziel (59 %, wenn man das 30 ha-Ziel auf die Gebietsfläche, 63 % wenn man es auf die Bevölkerung einer Stadt oder Gemeinde bezieht) (RPV 2020: S.99).

Die Intensität der Flächeninanspruchnahme für Siedlung und Verkehr ist in der Region ungleich verteilt. Die Region um Leipzig wächst sowohl hinsichtlich der Bevölkerung als auch der Bautätigkeiten sehr stark, ländliche Gemeinden sind hingegen stärker mit einer Schrumpfung der Bevölkerungszahlen und damit ggf. einhergehender ungenutzter Bausubstanz konfrontiert.

Vor diesem Hintergrund gleicht das Monitoring nicht nur Entwicklungen mit politischen Vorgaben bzw. Empfehlungen ab – hierzu s. Teilindikator 4 „Flächenverbrauch“ –, sondern betrachtet auch die Dynamik des Wandels und begreift sie Bestandteil des regionalen Landnutzungswandels.

Ziel

Der Teilindikator versteht die Veränderung der Siedlungs- und Verkehrsfläche als Bestandteil des regionalen Landnutzungswandels. Er bildet für die Raumeinheiten auf den unterschiedlichen Skalenebenen die Entwicklungstendenz der Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung ab.

Beispieldarstellung

Schaubild 2: Änderung der Siedlungs- und Verkehrsfläche
Schaubild 2: Änderung der Siedlungs- und Verkehrsfläche, gelb = keine Änderung, orange = Zunahme, grün = Abnahme

Datengrundlage:

ALKIS

Methodik

Der Teilindikator greift auf Daten des Amtlichen Liegenschaftskatastersystems zurück. Damit folgt das Monitoring dem Vorgehen des Statistischen Bundesamts, das die Erreichung des 30-ha Ziels der Bundesregierung aus der Nachhaltigkeitsstrategie bundesweit misst.

Der Landnutzungswandel in einer Stadt oder Gemeinde wird als dynamisch eingestuft, sobald der Änderungswert in Prozent pro Jahr eins übersteigt. Dabei werden erst Änderungen von 5 ha gewertet, um damit für Städte und Gemeinden mit sehr geringem Wald- oder Grünlandanteil keine Dynamik aufgrund einzelner Änderungen, wie etwa durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, anzuzeigen.

Hintergrund

Genutzt wird bei der Analyse der Änderung der Siedlungs- und Verkehrsfläche die Vorgehensweise des Statistischen Bundesamtes (destatis), die sich dadurch auszeichnet, dass nicht das Basis-DLM als Grundlage verwendet wird, sondern das ALKIS. Es hat sich in der Region ein deutlicher Unterschied in der Datenlage gezeigt, der je nach Landnutzungsform mal im ALKIS sehr ungenügend abgebildet ist und mal im Basis-DLM. Die Verkehrsflächen sind in der aktuellen Abbildung des Basis-DLM teils sehr fehlerhaft. Hinzu kommt das somit die selbe Methode Verwendung findet wie sie der Festlegung der „Hektar-Ziele“ zu Grunde liegt.

Teilindikator 2: Veränderung der Waldfläche

Ziel

Der Teilindikator zeigt eine Veränderung des Waldanteils an der Gesamtfläche einer Stadt oder Gemeinde an. Damit können Sie Städte und Gemeinden identifizieren, in denen sich der Waldanteil außerhalb der Siedlungen an der Gesamtfläche verändert hat.

Beispieldarstellung

Schaubild 3: Änderung der Waldfläche
Schaubild 3: Änderung der Waldfläche, gelb = keine Änderung, orange = Abnahme, grün = Zunahme

Datengrundlage

Basis-DLM

Methodik

Für die Abbildung des Teilindikators werden die Daten des Digitalen Landschaftsmodells genutzt. Die Landnutzung hat sich in einer Stadt oder Gemeinde verändert, wenn die Waldfläche um 1 % pro Jahr angewachsen oder gesunken ist. Dabei werden Veränderungen von unter 5 ha nicht betrachtet, weil das Entwicklungsdynamiken in Raumeinheiten mit geringen Größen von Waldflächen verzerren würde.

Teilindikator 3: Veränderung der Landwirtschaftlichen Nutzfläche (Ackerland und Grünland)

Ziel

Der Indikator zeigt für Städte und Gemeinden die Tendenz der Entwicklung der Größe von Grünland- und Ackerflächen an.

mEthodik

Für die Abbildung des Indikators wird auf Daten des Integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystems zurückgegriffen. Die Landnutzung in einer Stadt oder Gemeinde hat sich verändert, wenn sich die Grünland- und Ackerflächen um 1 % pro Jahr verändert haben. Dabei werden Veränderungen von unter 5 ha nicht betrachtet, weil das Entwicklungsdynamiken in Städten und Gemeinden mit geringen Größen von Grünland- und Ackerflächen verzerren würde.

Beispieldarstellung

Schaubild 4: Änderung der Ackerfläche
Schaubild 4: Änderung der Waldfläche, gelb = keine Änderung, orange = Abnahme, grün = Zunahme

Datengrundlage

Datenbank des Integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystems (InVeKoS)

Teilindikator 4: Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke, „Flächenverbrauch“

Ziel

Mit dem Ziel der Bundesregierung in der Nachhaltigkeitsstrategie, die Neuinanspruchnahme von Siedlungs- und Verkehrsflächen auf 30 ha pro Tag zu reduzieren, besteht ein eindeutig definierter Indikator für eine nachhaltige Landnutzung. Darauf aufbauend zeigt der Teilindikator für Städte und Gemeinden an, ob ihre Siedlungsentwicklung im Einklang mit diesem Ziel steht.

Methodik

Der Teilindikator nutzt Daten des Amtlichen Liegenschaftskatastersystems. Für die Definition des Schwellenwerts, ab dem das Ziel überschritten wird, wird auf den kommunalen Flächenrechner des UBA zurückgegriffen. Dieser bricht das Bundesziel mit einem degressiven Bevölkerungsschlüssel entlang eines linearen Reduktionspfades für die Jahre 2020-2030 auf einzelne Kommunen herunter. Beispielsweise ergibt dies für die Gemeinde Borsdorf folgende Schwellenwerte für die mittlere Flächeninanspruchnahme:

Beispiel für die Gemeinde Borsdorf:

mittlere Flächenneuinanspruchnahme pro Jahr in der

  • Vergangenheit (2009-2018):  1,3 ha/Jahr
  • Kontingent im Jahr 2020: 1,9 ha/Jahr
  • Kontingent im Jahr 2025: 1,5 ha/Jahr
  • Kontingent im Jahr 2030:  1,1 ha/Jahr

Datengrundlage

ALKIS